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Rock am Ring 2018

Sweet dreams are made of this, Who am I to disagree. I travel the Eifel, to Rock am Ring, Everybody’s looking for something Das Festival in der Eifel setzt seine Erfolgsgeschichte fort und präsentiert sich in der 2018 Ausgabe von seiner besten und abwechslungsreichen Seite. Ein Jahr der Konsolidierung und Entspannung für Veranstalter und Fans.

Trotz des überragenden Line Ups fehlt im Vorfeld die gewohnte „Ausverkauft“ Meldung – überraschend für mich, denn zugkräftige, große Namen zieren die Plakate von Rock am Ring 2018. Foo Fighters, Muse, Avenged Sevenfold, Stone Sour, Parway Drive, Marilyn Manson, Bullet For My Valentine, Shinedown, A Perfect Circle.

Für drei Tage errichten rund um den Nürburgring 71.400 Fans ihre eigene Kleinstadt – aus Besuchersicht ist diese Größenordnung perfekt für ein entspanntes Ringwochenende. So ist die Grundstimmung der Fans schon bei der Anreise locker, denn organisatorisch läuft es ohne großes Chaos und lange Wartezeiten. Ein neues Anreisetool hilft dem Veranstalter dieses Jahr Besucherströme zu erfassen und gegebenenfalls entlastend zu reagieren. Der Feiertag Fronleichnam wird allerdings auch seinen Teil zur angenehmen Anreisesituation beigetragen haben.

Die Wetterprognosen fürs Wochenende geben ein gutes Bild ab. Um die 20°, mal Sonne, mal Wolken. So ganz ohne Regen und Gewitter geht es dann aber trotzdem nicht, sodass in der Nacht zum Freitag einige Zeltplätze evakuiert werden müssen. Zu viel Wasser und eine starke Gewitterzelle machen es für einige Stunden zu gefährlich. Bis zum Nachmittag regnet es konstant weiter, was der Stimmung keinen Abbruch tut. Dennoch bleibt es kurz gefährlich, macht die Nachricht die Runde, dass Tiger, Löwen und ein Jaguar aus einem 60 KM entfernten Zoo kurzweilig ausgebrochen sind.

Widererwarten schaffen wir es rechtzeitig zu Led Wolfmother, sorry, ich meine Greta Van Fleet auf die Volcano Stage. Schließt man die Augen, könnte man annehmen, eine Led Zeppelin Tribute Band spielt gerade mit Andrew Stockdale von Wolfmother am Mikrofon. Die amerikanische Band präsentiert Classic Rock at it’s best. Jimmy Eat World hingegen versuchen mit ihrem Pop Punk an alte Zeiten anzuknüpfen und begeistern das Ringpublikum mit alten Krachern wie Bleed America oder The Middle sowie neueren Songs.Im Anschluss nehme ich noch ein Auge voll von Milky Chance, die in Amerika ja absolut erfolgreich sind. Tolle Party mit Hits aus Funk und Fernsehen.

Auf zur Crater Stage wo Enter Shikari vor einem überraschend großen und sehr jungen Publikum spielt. Mit The Spark hat die Band einen etwas elektronischeren Weg eingeschlagen. Live wirken die Songs sehr popig – ich versuche die Band zu genießen, was mir ehrlich gesagt sehr schwer fällt. Außer bei Sorry, You’re Not A Winner oder Meltdown will mir keiner der Songs wirklich ins Ohr gehen, vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, vielleicht erinnert der Auftritt aber auch zu sehr an eine experimentellere Kopie von Two Door Cinema Club. Umso größer wird mein Lächeln, wenn ich mir den Spielplan anschaue. Denn gleich drei Groß-Egos geben sich nun nacheinander die Klinke in die Hand. Mit A Perfect Cicle spielt ein echter musikalischer Leckerbissen am Ring. Maynard James Keenan ist zurück und mit ihm anspruchsvoller progressiver Rock und eine einmalige Atmosphäre. 75 Minuten präsentiert die Band eine bunte Mischung aus älteren Songs, aber auch von der kürzlich erschienene Scheibe Eat the Elephant.


Das komplette Kontrastprogramm folgt mit Stone Sour, die mit gleichlanger Spieldauer alles vom Publikum abverlangt. Gewohnt aktiv flitzt Corey Taylor von einer Bühnenecke in die andere und animiert das Publikum zu Absolut Zero, Knievel Has Landed oder Fabuless zu Pogen. Mit Hydrograd (2017) und ohne Jim Root an der Gitarre hat die Band einen deutlich rockigeren Stil eingeschlagen. Diesen Stil zieht die Band auch Live durch, sodass ihre härteren Songs früherer Tage aus der Setlist fallen und Soundtechnisch alles deutlich weniger nach Metal klingt. Marilyn Manson hingegen bleibt sich treu. Absolute Freakshow – wie schon 2015 in Mendig. Gewohnt gute Setlist und ein düsteres Bühnenbild, lassen die psycho Kunstfigur von Brian Hugh Warner wie von einem anderen verrückten Stern erscheinen.Ein Blick auf die Setlist lässt deutlich werden, Manson hat schon diverse, zeitlose Hits geliefert, die jeder kennt. Beautiful People, Sweet Dreams, Tainted Love oder Mobscene werden textsicher vom Publikum begleitet.

Für die Hard- Radioshow ist am heutigen Samstag der Höhepunkt von Rock am Ring 2018! Gleich zum Start gibt es mit Nothing More eine Band aus Texas, die musikalisch viel zu bieten hat und berechtigt für einen Grammy nominiert war. Obwohl die Band schon seit 2003 unterwegs ist, wirkt Ihre Musik total erfrischend und druckvoll. Nothing More besticht live durch eine unfassbare Aura und Power, die aufs Publikum über geht. Gleich vier Songs werden vom 2017er Album The Stories We Tell Ourselves gespielt. Die Band zeigt somit deutlich den Stellenwert des Albums. Auch die Live Darbietung vom Skrillex Song First Of The Year ist innovativ und knüpft super an ihren starken Auftritt vom Ring 2014 an. Anspieltipps der Redaktion: Do You Really Want It, Don’t Stopp oder Jenny!



Während Black Stone Cherry mit ihrem Southern Rock für eine richtig angenehme, entspannte Stimmung sorgen, erkunden wir den Food Court. Leider fällt mein Urteil ernüchternd aus. Gefühlt bieten die 10 Street Food Trucks allesamt nur Burger. Die vergangenen Jahre waren da deutlich abwechslungsreicher! Schade, aber umso schneller lauschen wir wieder den coolen Gitarrensounds von Chris Robertson & Co. Nach einer Weile können wir es uns aber auch nicht nehmen lassen, die verrückte Beth Dito zu besuchen. Und es soll sich lohnen, denn Beth reißt eine ultimativ sympathische Show ab, inklusive obligatorischem Bad in der Menge. Ein echtes persönliches Dilemma folgt für mich im Anschluss, mit einer harten Überschneidung zweier grandioser Bands.

Shinedown, mit einem hörenswerten neuen Album Attention! Attention auf der Crater Stage oder meine persönliche Neuentdeckung des Jahres 2018 Don Broco auf der Alternastage?! Ich bekomme nur weit entfernt die ersten drei Songs von Shinedown zu hören. Schwacher Sound, der es mir schwer macht, ein Urteil fällen zu können. Anders Don Broco auf der Alternastage! Unglaublich spielfreudige Truppe mit einem sehr talentierten Sänger, dessen charismatische Stimme im Ohr hängen bleibt. Abwechslungsreiche Songs, die sich an funky, rockigen, poppigen und ernsthafteren Tönen bedienen. Der kurze Auftritt hat so viel Kraft, dass man sich wünscht, die Band tritt nochmal als Late Night Special auf und spielt das komplette Technology Album aus 2017, von denen Sie ja eh schon neben dem Titeltrack weitere fünf Songs spielen. Die Jungs haben richtig Bock und springen, tanzen und feier auf der Bühne mit ihre Fans! Passend dazu bricht die Sonne durch! Perfektes Feeling! Gerne 2019 dann zum dritten Mal in Folge buchen!

Snow Patrol haben ebenfalls das Glück auf der Volcano Stage den magischen Sonnenuntergang der Eifel erleben zu dürfen. Chasing Cars, Shut Your Eyes und Call Out In The Dark können vom gesamten Publikum mitgesungen werden – ein wenig Romantik, welche nicht lange anhält. Denn mit Bullet For My Valentine zieht es uns erneut zurück zur Crater Stage. Die Waliser eröffnen ihr Set gleich mit zwei neuen Songs. Don’t Need You und Over It werden auf der am 29. Juni erscheinenden Gravity Platte erscheinen. Die Band hat sich richtig gemacht und spielt zu Recht ganz oben im Metalzirkus mit – wenn auch auf der etwas massentauglicheren Seite des Genres. Immer wieder gerne!

Ebenfalls ganz oben angekommen scheinen die Australier vonParkway Drive. Mit Reverence (2018) katapultiert sich die Metalcore Band auf einen Co Headliner Slot um 23.20 Uhr. Ich freue mich sehr, dass eine Band aus diesem Genre einen so großen Stellenwert einnehmen darf. Minimalistisches Bühnenbild, allesamt in schwarz gekleidet, nur mit Feuershow im Gepäck und einem Überkopfdrehendem- Drum Kit, fokussiert sich alles auf ihre brachialen Songs. Inmitten einer der heftigsten Moshpits die ich bisher erlebt habe, reißt die Band einen Song nach dem anderen ab, ohne großes Geplänkel. Neue Songs wie Wishing Wells, Prey oder The Void fügen sich umwerfend in die Setlist zwischen Carrion, Idols & Anchors oder Crushed ein. Ich bin platt, obwohl mein eigentlich erwartetes Highlight noch aussteht – Avenged Sevenfold. Eine Band, die in der Szene aufgrund ihrer Poser- Metal- Attitude der ersten Tage, kontrovers Diskutiert wird – für mich aber ein Hochgenuss, mit vielleicht dem begnadetsten Gitarristen meiner Zeit, Synyster Gates. Außerhalb Deutschlands ist die Band schon seit einigen Jahren in der Headliner Liga angekommen. Dass sie dieses auch bei uns geschafft haben, stellt AX7 mit einer soliden Show unter Beweis. Das aktuelle Album The Stage zeigt die Vielfalt und Breite, die alle Musiker der Band abdecken. Anspruchsvolle Riffs, unfassbar grandiose Solis und mit Brooks Wackerman an den Drums, endlich wieder ein aufregendes Schlagzeugspiel. Schade, dass die Band nur The Stage und God Damn vom aktuellen Album spielt. Mit a little piece of heaven dafür aber eine super Abwechslung in der Setlist. Ich freue mich, dass ich um mich herum viele textsichere und mitsingende Menschen habe, auch wenn man merkt, dass um 01.15 Uhr die Luft einfach raus ist. Was ein grandioser Metaltag am Ring.

12 Stunden später stehe ich am letzten Festivaltag bei angenehmem Sonnenschein vor der Volcano Stage um Nothing But Thieves zu sehen. Eine Band aus Großbritannien, die, wie sollte es auch anders sein, als nächste große Ding der Insel, betitelt werden. Ganz unberechtigt ist diese Aussage nicht, feiert die Band mit ihrem Album Broken Machine gute Erfolge. Auch live macht das Zuhören Spaß, denn die Band überzeugt mit ihrem rockigen Sound! Natürlich darf kein Led Zeppelin Cover auf einem Festival fehlen, welchen Nothing But Thieves mit Immigrant Song beisteuern! Mit PVRIS steht eine weitere Frontfrau am Ringwochenende auf der Bühne. Die US amerikanische Rockband besticht durch ihre talentierte Sängerin Lyndsey, die nicht nur gesangliche Facetten zeigt. Spätestens als Sie neben Schlagzeuger Justin an einem weiteren Drumkit sitzt, merkt man, was für eine Vollblutmusikerin dort auf der Bühne steht. Ohrwurmtauglichkeit vom Feinsten!


Garantiert interessant wird auch die anschließende Pressekonferenz, auf der André und Marek Lieberberg gewohnt positiv über die Veranstaltung berichten. Es sei ein Jahr der Konsolidierung und Versöhnung nach drei schwierigen Jahren. Neben einer äußerst sympathischen Anspielung André Lieberbergs auf die „Wutrede“ seines Vaters aus 2017, sei man sehr glücklich über das diesjährige Line Up und die Organisation, wohlgleich der erste Tag angespannt begann. Neben einer schwierigen Nacht mit Gewitter, folgte am Freitag die Sorge um die Ausgebrochenen Wildtiere des Eifelzoos. Die restlichen Worte drehen sich dann weiter um das Line Up der Folgetage. Alles in Allem sei dieses Jahr ein Jahr der Traumabewältigung. Im Anschluss freut man sich, die Ärzte, als ersten Headliner 2019 präsentieren zu können.


Auf der Hauptbühne spielt nun Good Charlott und versucht an alte Tage anzuknüpfen. Ein positives schmunzeln bleibt nicht aus, denn ich habe eine gute Erinnerung an die Zeiten aus der Songs wie Lifestyles of the Rich and Famous, Girls and Boys oder The River stammen. Live keine schlechte Vorstellung, auch wenn die Band ihren Zenit überschritten hat. Mein Lächeln, das mir Good Charlotte verpasst haben, endet aber abrupt mit dem Beginn von Rise Against. Schon aus 2010, als die Band vor Rammstein spielte, wusste ich um die begrenzte Live Qualität der Band. Mit den Jahren und etlichen Konzerten verbessert sich diese in der Regel allerdings. Nicht so bei Rise Against. Unfassbare Vorstellung, es scheint als spielen die einzelnen Bandmitglieder gegeneinander. Mal ist der Sänger viel zu schnell, mal läuft die Gitarre davon. Auch der Sound ist mit der Schlechteste und Undifferenzierteste des Wochenendes.

Ein Glück, dass der letzte Headliner des Festivals mit einer angegebenen Spielzeit von starken 2,5 Stunden alles wieder gut machen sollte. Kein geringerer als Dave Grohl und seine Foo Fighters laufen kurz vor halb zehn auf die Bühne und geben mit All My Life gleich zu Anfang das Tempo vor. Gefolgt von Run, Learn To Fly, The Pretender, The Sky Is The Neighborhood bleibt kaum Zeit zur Erholung und das hört man Daves Stimme an. Schnell macht sich Heiserkeit bemerkbar und die Sorge, ob er so das Konzert überhaupt durchsteht? Die Aufklärung folgt sogleich. Er berichtet von einer Erkältung und seinen Stimmproblemen, dass er aber nicht Abbrechen und alles aus sich herausschreien werde. Ein Glück, das Schlagzeuger Taylor ebenfalls ein guter Sänger ist und bei Songs wie My Hero oder These Days unterstützt. Dave ist sichtlich bemüht eine super Show abzuliefern und durchzuhalten. Lange Jamsessions und Solos der Musiker sowie zwei Songs, die Taylor bzw. Chris singen, halten Ihn über Wasser, was vom Publikum verständnisvoll hingenommen wird. Wer 2015 in Mendig dabei war, so wie ich, ist Foo Fighters verwöhnt – nicht nur Spielfreude und Energie der Band, sondern auch die Atmosphöre des Publikums bleiben unerreicht. Dennoch spreche ich hier von einem fabelhaften Gig und krönendem Abschluss der Hauptbühne. Einer meiner persönlichen Wünsche ging ebenfalls in Erfüllung – die Foo Fighters auf der ehemaligen Centerstage am Nürburgring! Wahnsinn! Dave Grohl ist purer Rock’n Roll und man kann nur Respekt zollen, dass er überhaupt auf der Bühne stand, wohlgleich die Band fünf Songs und in Summe 30 Minuten weniger als geplant spielte.

Mit den Gorillaz endet Rock am Ring 2018 spät in der Nacht. Eine Buchung, die außergewöhnlich und erfrischend ist. So kommt es auch, dass überraschend viele Ringrocker den Weg runter zur Crater Stage suchen, wohl aus demselben Grund, der auch mich antreibt – Neugier auf diese fiktive Band mit ihren bekannten Megahits Clint Eastwood und Feel Good Inc. Und was soll ich sagen. Unvorbereitet und unvorbelastet werde ich positiv überrascht, denn Damon Albarn präsentiert tolle Musik irgendwo zwischen Pop, Rock, Hip Hop und Dub.

Rock am Ring 2018 hinterlässt einen durchgehend zufriedenen und freudigen Eindruck bei Fans und Veranstalter – organisatorisch als auch musikalisch bleiben starke Erinnerungen haften mit wenig Raum für Kritik am eigentlichen Event. Dennoch bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die gesamte Festivallandschaft nach super erfolgreichen sechs Jahren bewegt. Für 2019 legt Rock am Ring aber schon mal mit der „garantiert exklusiven Buchung“ von die Ärzte als ersten Headliner die Messlatte hoch. Und auch die Ticketpreise bleiben auf dem Niveau von 2018 – kein schlechtes Zeichen in Richtung Fans. Gefeiert wird übrigens vom 9.-11. Juni 2019.

Wir sehen uns…stay hard!