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Sweden Rock Festival 2010

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We Filled our Heads with Rock

Man man man. Es ist schon langsam peinlich, dass die Lobeshymnen auf dieses Festival einfach nicht aufhören. Es wird nicht umsonst als das Schönste Europas bezeichnet. Aber ganz langsam. Ich möchte den Bericht für dieses Jahr gerne in zwei Bereiche unterteilen, den allgemeinen und den Bandbezogenen Teil.

Das Festival war natürlich, ganz klar, ausverkauft. Die Offiziellen reden von 33.000 Gästen, zwar 2.000 weniger als im Vorjahr, aber dieses war beabsichtigt. Die Veranstalter wollten, dass ihre Gäste weniger eng stehen und auch kürzer anstehen sollen. Zwei Daumen hoch für eine deutliche Qualitätssteigerung, es wird nicht größer, es wird besser! Dabei sollte man natürlich auch erwähnen, dass die Preise im Vergleich zu 2009 konstant geblieben sind. (Preis für ein Bier 0,5 l bei 5,2 Umdrehungen ca. 4,90 €, wenn man bedenkt, dass wir in Skandinavien und auf einem Festival sind…..)

Die Kommunikation lief absolut reibungslos ab, Englisch klappt immer und teilweise sogar Deutsch. Dabei muss man auch sagen, dass alle Mitarbeiter, Budenbetreiber, Ordner, Stagesecurity, Ordnungskräfte und Polizisten immer ein Lächeln im Gesicht hatten und für einen kleinen Schnack oder Gruppenphotos zur Verfügung standen. Die Organisation lief wieder wie geschmiert. Die Müllkolonnen arbeiteten immer im Akkord und verteilten sogar auf den Zeltplätzen gratis Müllsacke. Selbst Extremsituationen wurden entspannt und problemlos gemeistert. Als Beispiel: Es hat ja auch mal gestürmt… Dieser Sturm war dann aber so heftig, dass es einen ganzen Mischerturm zerrissen hat. Innerhalb von gerade mal zwei Minuten waren die Ordner mit einer weiträumigen Absperrung fertig und die Besucher konnten mit Bier und Burger die Reparatur begutachten. Die Sturmschäden auf den Zeltplätzen waren dann zwar nicht so schwerwiegend, waren aber auch innerhalb kürzester Zeit bewältigt. Änderungen im Billing (RATT fielen aus, dafür kamen dann die Pretty Maids) wurden zeitnah bekannt gegeben und eigentlich jeder wusste Bescheid, genauso reibungslos lief es dann bei Pressekonferenzen und Autogrammstunden ab. Ein deutliches Zeichen der Organisatoren hinsichtlich ihrer Flexibilität konnte man auch daran erkennen, dass sie, aufgrund des Todes von Dio, kurzerhand eine komplette Stage in Dio Stage umbenannt haben, inklusiver kompletter Banner. Ich denke, Ihr seht schon, wie glücklich wir, wieder mal, mit dem Festival waren. Gute Bands sind wichtig, aber ohne das passende Umfeld geht nix!

Betrachten wir jetzt hier mal einige Bands. Stellt sich nur die Frage, auf welche Bands geht man ein und welche lässt man weg. Betrachten wir erst mal die 4 Headliner: UDO, kann ich leider nix zu sagen, weil ich ihn nicht gesehen habe, aber von weitem schien er gut bei Stimme gewesen zu sein. Als nächstes kamen Aerosmith. Sie haben richtig Spaß gemacht, ein Hit nach dem anderen wurde rausgehauen, so dass die Menge mitsingen konnte. Im Mittelteil wurde es dann zwar etwas langatmig, aufgrund der Soli, aber egal. Steven Tyler war gut drauf und super bei Stimme. Der dritte Headliner war Garry Moore, eine wahre Sensation, weil er ja im Vorfeld angekündigt hat, ein reines Rock – Set zu spielen, und dies hielt er auch. Als Eröffnung gab es mal eben „Over the Hills and far away“. Was aber am meisten überraschte, waren die vielen unbekannten Songs, weil, man lese und staune, er ein neues Album aufnimmt. Natürlich gab es auch Hits wie „After the War“ und „Out in the Fields“, …

Zwar ist der Mann ein wenig in die Jahre gekommen und auch in die Pfunde, aber seine Leistung an Gitarre und Stimme waren absolut sauber. Kommen wir zum letzten Headliner. Guns `n Roses. Aus meiner Sicht heraus waren sie, besser gesagt „Axel Rose“, die Enttäuschung des Festivals! Zuerst kam die Band ca. 45 Minuten zu spät auf die Bühne, was sie sich vom Status her absolut nicht erlauben können. Zum Verzögern wurde auf der Bühne unnötigerweise noch mal hier getapet, dort geschraubt und da gewischt. Die Stimmung fing an zu kippen, es wurden „Buh – Rufe“ laut und vereinzelt hörte man auch Rufe wie „We want Slash“. Na ja gut, irgendwann ging es ja auch los. Inzwischen ist die Publikumsdichte auch schon kleiner geworden! Man könnte jetzt auch anfangen zu sagen, dass der Sound scheiße war, aber das Gekrächze und Gegröle von Herrn Rose war eigentlich nur noch dadurch zu toppen, dass man stellenweise gar nichts hörte. Nach jedem dritten Song verpisste sich Herr Rose mal hinter die Bühne und es gab Solis und nicht zu knapp. Diese wurden dann dargeboten durch äußerst schlechte „Slash – Imitatoren. Vielleicht ist positiv anzumerken, dass er recht lange gespielt hat, kein Wunder, wenn man Songs wie „Knocking on Heavens Door“ mal eben auf 10 Minuten hochzieht.

Die Songauswahl war aber recht OK, wenn auch etwas viel von dem neuem „Chinese Democracy“ kam. Tut mir leid Leute, aber an dieser Stelle möchte ich lieber aufhören, bevor es noch beleidigend wird. Außerdem gab es ja noch diverse andere Highlights, die man nennen muss. Ich denke z. B. an „Rick Springfield“, der einen Auftritt hinlegte, der seinesgleichen sucht. Ich glaube, sein Song „Celebrate Youth“ war auch das Motto seiner Show, ehrlich, so wie der abging. Er hatte es sogar gewagt, die Bühne und auch den Graben zu verlassen und ist einmal quer, ohne Security, durch das Publikum marschiert und kletterte auf den Mischerturm. Bei seinem Hit „Don`t talk to Strangers“ holte er sich aus dem Publikum die Unterstützung eines kleinen Jungen, der den Refrain singen sollte (Obwohl es bei diesem Titel wohl nicht ganz so passend war). Fazit: Ich bin ohne Erwartungen hingegangen und bin mit einem fetten Grinsen weggegangen.

Was war mit Billy Idol? Ehrlich Leute, wenn ich in dem Alter auch noch so fit bin, herzlichen Glückwunsch! Gut, im Gesicht etwas faltig, aber super in Form. Bei ihm war es zwar auch so, dass es im Mittelteil etwas langatmig wurde, aber es wurden doch alle Songwünsche befriedigt. OK, die leichten Textschwächen bei „Rebel Yell“ lassen wir mal unter den Tisch fallen, dafür war die „White Wedding“ absolut großartig. Eine anderes Highlight boten W.A.S.P., die im Vorfeld versprochen haben, nur Songs der ersten beiden Alben „WASP“ und „Last Command“ zu spielen, ok, es kamen zwar auch ein, zwei neue Stücke, aber es störte niemanden. Show und Stimme waren in Bestform. Als letzte Band dieses Berichts möchte ich noch auf „Steel Panther“ eingehen. Eine Band, die den „Hair-Metal“ und „Glam-Rock“ zelebrieren wie nix gutes. Ich hatte das Vergnügen, die Jungs auf der Pressekonferenz zu erleben und ihre Antworten bezogen sich eigentlich nur auf Sex. Musikalisch kann man sie z. B. mit Bands wie Bon Jovi vergleichen, aber ihre Texte sind eher Porno. Ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Band mal anzuhören und wenn möglich auch anzusehen. Das schwedische Panzerbattailon von Sabaton war natürlich auch wieder mit von der Party, dieses Mal zwar ohne Nationalhymne, aber dafür mit neuem Album „Coat of Arms“. Ihr Auftritt hat wieder einmal dazu aufgerufen, Strände zu stürmen und Hügel zu nehmen bei Hits wie: „Cliffs of Gallipoli“, oder „40:1“ und natürlich als abschließendem Kracher ihren Mixsong „Metal Machine“ und „Metal Crüe“. Diese Band ist definitiv eine absolute Live-Band und immer ein Auge und Ohr wert. Interessant war auch der Auftritt von „Unisonic“. Ihr werdet euch jetzt sicher fragen, wer ist das. Hierbei handelt es sich um die neue Band um Frontmann Michael Kiske. Da diese Band aber leider, bisher, kaum eigenes Material hat, war es eher ein Konzert von „Place Vendom“, aber absolut sehenswert. Dieses Konzert wurde leider nur durch die Tatsache verzögert und verkürzt, dass, wie bereits erwähnt, der Mischerturm durch den Sturm zerlegt wurde. Natürlich gab es auch noch viele weitere Bands, die definitiv Spaß machten und richtig abrockten. Wer von Euch gerne noch wissen will, wer sonst die Massen bewegte, der findet hier im Anhang die komplette Running Order.

Denn leider können wir hier nicht auf alle Bands eingehen, sonst hättet Ihr wohl ca. 30 Seiten zu lesen. Zum Ende möchte ich mich aber noch bei unseren Mitreisenden vom Ballroom Hamburg bedanken, mit denen wir seit einigen Jahren eine feste Camping–Familie bilden. Es war uns wie immer ein Vergnügen!

Ganz zum Schluss dann noch mal ein dickes Lob und einen riesen Dank an die Veranstalter, Ihr seid super und versteht Euer Handwerk. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr!

Tack sa mycket!


PS: Und für all diejenigen, die noch einmal ganz genau nachlesen wollen, was sie an diesem Wochenende verpasst haben, gibt es hier die übersichtliche Timetable mit sämtlichen Bands, die auf dem Sweden Rock 2010 aufgetreten sind: Running Order