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Sweden Rock Festival 2011

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20 Years of Rock filled Heads

Am 08.06.2011 ist es endlich wieder soweit. Das Sweden Rock Festival öffnet zum 20igsten mal seine Pforten für 33.000 Wikinger, Germanen und anderes rockwütiges Volk (Es wurden sogar Australierinnen angetroffen). Dieses Jahr beginnt mit einer logistischen Überraschung. Die Gästereduzierung von 35.000 auf 33.000, die vor zwei Jahren eingeführt wurde ist nicht nur beibehalten worden, weiterhin wurde das Festivalgelände noch um 40% (20.000qm) erweitert. Gut, bei dieser Erweiterung handelt es sich um eine Art Jahrmarktgelände mit Fahrgeschäften und den üblichen kulinarischen Angeboten, aber bietet dennoch Entspannung bei den Konzerten.

Was wird auf dem Jubiläumsfestival geboten? Natürlich, wie immer, eine absolut freundliche und nette Umgebung. Auch wenn man als deutscher Gast mit der Landessprache nicht wirklich vertraut ist, kommt man überall mit Englisch problemlos weiter und die hohe Anzahl an Ordnern, Security und Polizei ist immer für Fragen und nen kleines Gespräch offen. Für das leibliche Wohl wird wie immer ausreichend gesorgt, sei es mit „gewoktem“ Elch, leckerem Wildschweindöner oder Burgern mit bis zu 2000g Fleisch. Ein kleines Minus gibt es im Bereich der Getränke, die dieses Jahr echt teuer geworden sind. (Zum einen ist der Wechselkurs sehr schwach. In den Vorjahren lag er bei eins zu zehn / Euro zu Kronen, dieses Jahr sind es ein zu acht. Und die Biergröße ist reduziert worden vom Vorjahr 0,5l für 49sek auf dieses Jahr 0,3l 45sek). Dabei ist das Bier auch nicht jedermanns Geschmack. Aber wir sind ja alle nicht zum saufen da, gelle?

Bevor wir auf einzelne Bands zu sprechen kommen (die komplette Running Order findet Ihr hier) muss ich leider mal anmerken, dass ich mir für ein Jubiläumsfestival doch andere Bands gewünscht hätte. Klar es ist schon ein tolles Billing, aber zwei der drei Headliner hat man, teilweise, schon öfters gesehen. Ich wüsste hier jetzt nicht genau, wen ich mir eher gewünscht hätte, aber etwas das mehr zu diesem Anlass gepasst hätte. Egal.

Eine für mich sehr interessante Neuentdeckung ist die Band „Raubtier“. Die Nordschweden kann man getrost als die skandinavischen Rammstein bezeichnen. (Es wird teilweise sogar auf deutsch gesungen) Leider ist es für mich an dieser Stelle sehr schwer einige Songs zu nennen, da ich sie nie schreiben geschweige denn aussprechen könnte, und selbst die deutschen Titel sind durch den harten Akzent kaum verständlich gewesen. Aber es war eine mehr als ansprechende Performance und ich werde mir so schnell wie möglich eine CD der Formation zulegen. Interessant zu erwähnen, ist vielleicht noch, dass der Leadsänger mich doch ein wenig an James Hettfield erinnert. Musikalisch auf der eher schwächeren Seite sind, leider, „GWAR“ anzusiedeln.

Aber seien wir mal ehrlich, wenige gucken sich die Band wegen der Songs an. Der Spaß begann bereits auf der Pressekonferenz, bei der die Band sowohl vorher als auch nachher, wie Vieh in einem Gitterwagen transportiert wurde. Ihre Show ist immer eine Augenweide, mit jeder Menge Eingeweide und Blut. Dabei muss man natürlich bedenken, dass die Show etwas harmloser ausgelegt ist, da ja auch Kinder und Jugendliche auf dem Festival unterwegs sind. Das die Band eher grenzwertig zu betrachten ist, erkennt man dann auch an solchen Aussagen, wie: „We want to bomb all People with AIDS“. Was für viele Leute, natürlich, weit jenseits des normalen Entertainments liegt. Na ja. Die nächste Band muss natürlich erwähnt werden und mir tut jeder leid, der sie nicht gesehen hat. „The Hooters“ haben absolut die Menge gerockt und die Menge begeistert. Für mich, wie wahrscheinlich viele andere auch, ist es das erste Mal diese Band live zu erleben. Mit großen Hits wie „500 Miles“, „All you Zombies“ und natürlich „Jonny B“ wird dem Publikum mehr als eingeheizt. Die 5 (älteren) Männer haben von der ersten bis zur letzen Minute gezeigt, dass Sie immer noch Bock haben und dass sie alle musikalisch und stimmlich absolut zu den großen Künstlern gehören. Eine weitere Künstlerin hat, die in sie gesteckten Erwartungen weit übertroffen. „Joan Jett“ glänzt nicht nur mit einem tollen Aussehen, Sie ist auch unglaublich gut bei Stimme und reißt das Publikum von Anfang bis Ende mit, ob bei Coversongs wie „Cherry Bomb“, „Do you wanna touch Me“, oder bei Krachern wie „I hate myself for loving you“. Es war ein rundherum tolles Set, ach ja, natürlich kam auch „I love Rock ´n Roll“. Durch Ihre tolle Performance steht eine andere „ältere“ Rockgröße leider etwas hinten an. „Lee Aaron“ hatte zwar auch ein tolles Set, unter anderem „Handcuffed to a Fence in Mississippi“ oder „Metal Queen, aber kommt dennoch nicht an das Niveau von „Joan Jett“ heran. Widmen wir uns jetzt mal, bevor wir zu den Headlinern kommen, zwei deutschen Bands. Helloween und Rage.

Helloween haben, wie erwartet, ein handfestes Brett abgeliefert. Bevor ich jetzt hier einfach ein paar Songs, besser gesagt, Hits aufzähle, mach ich es mal einfach. 80ig die „Keeper – Ära. Da kann man gar nix verkehrt machen. Interessant und mit gemischten Erwartungen steht man dann vor dem kleinen Rockzelt, in dem Rage ein Akustikset zum Besten geben. Nachdem die Band mit „Lord of the Flies“ gestartet ist, ist sofort klar gewesen, das wird ganz großes Kino. Über umarrangierte Hits wie „Empty Hollow“ und „Straight to Hell“ gipfelt das Set in dem Kracher „Higher than the Sky“. Einfach eine tolle Show. Bemerkenswert ist noch, dass die Fans noch ca. ne halbe Stunde nach dem Gig immer noch vor der Bühne stehen und „Higher than the Sky“ singen.

Kommen wir zu den Headlinern. Den Anfang machen „Hardcore Superstar“. Die Band hat es geschafft, trotz eines schwachen Standings, da sie ja am Mittwoch dem Eröffnungs-/Bonustag starten, eh nur max. 10000 Zuschauer haben können und die Zahl noch durch einen starken Regenschauer gemindert wurde, einen tollen und überzeugenden Auftakt hinzulegen.

Als nächster Headliner wird „Judas Priest“ begrüßt, eine Band die sich nach Ihrer „The Epitaph“-Tour leider zur Ruhe setzen wollen. Somit ist dies Ihr letzter Auftritt auf dem Sweden Rock Festival. Fans, die bereits dass Vergnügen hatten, die Bands auf dem Festival erleben zu dürfen, werden zu dem Ergebnis kommen, dass der Auftritt 2011 einer der besseren ist. Die Band um „Rob Halford“ glänzt durch eine super Performance und eine tolle Songauswahl. Es werden nicht nur Klassiker wie „Turbo Lover“, „Breaking the Law“ und „Painkiller“ gebracht, auch neue Hits wie „Prophecy“ bringen die Menge zum toben. Man muss ganz klar sagen, „Judas Priest“ haben mit diesem Gig noch eine Schaufel nachgelegt und man wird sie auf den Bühnen vermissen.

Nach diesem Auftritt sind die Erwartungen und Hoffnungen für den nächsten Headliner natürlich hoch, aber sie werden leider nicht erfüllt. „Whitesnake“ um Sänger „David Coverdale“ liefern ein Set ab, bei dem die Solis den Ton angeben und nur ab und zu von Songs unterbrochen werden. Viele versuchen dies aufzuwerten, weil augenscheinlich live gesungen wird, wodurch aber nur Texthänger deutlicher werden. Leider sind dann natürlich Evergreens wie „Here I go again“, die unterstützt werden von Gästen wie „Adrian Vandenberg“ und „Bernie Marsden“, auch nicht mehr zu retten. Man kann sagen, als Headliner ist diese Kombo mittlerweile fehl am Platz. Man kann sie sich gerne auf Festivals ansehen, aber dann bitte im Vorabendprogramm.

Aber, auf Regen folgt Sonnenschein. Das Ende des 20igsten Sweden Rock Festival wird eingeläutet durch ein kleines Feuerwerk und dann betritt, pünktlich, der „MF Prince of Darkness, Ozzy Osbourne“ die Bühne. Er legt einen sensationellen Auftakt hin. Er ist die ersten zehn Minuten so schnell und viel unterwegs, dass es für Photographen wirklich schwierig ist Ihn vernünftig einzufangen (Vielleicht wäre ne Kamera der Verkehrsüberwachung besser). Man sieht ihm sofort an, dass er richtig Bock auf die ganze Sache hat und dadurch gerät man im Publikum sofort ins Grinsen. Das Grinsen verwandelt sich aber umgehend in ein riesiges Gelächter, wenn Ozzy nen netten Feuerwehrschlauch zur Hand hat und damit den Photgraben und die Security komplett einseift. Selbst die Ordner, die die Bühne dann säubern wollen bekommen die volle Breitseite Schaum zu spüren. Leider ist dann aber nach ner guten halben Stunde die Luft raus. Man merkt deutlich, dass Ozzy nicht mehr der fitteste Künstler ist, nicht nur, weil er bereits über 60 ist, sondern auch die Jugendsünden ihren Tribut zollen. Zum Ende hin rettet er sich etwas über die Zeit durch Klatsch- und Gröleinlagen. Aber dies nimmt Ihm keiner wirklich übel. Nach guten 70 Minuten endet der Gig und man sieht nur glückliche Gesichter. Was natürlich kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass kein musikalischer Wunsch offen bleibt. Hier mal, ausnahmsweise, die komplette Setlist:

1. „I don´t know“
2. „Suicide Solution“
3. „Mr. Crowley“
4. „Goodbye to Romance“
5. „Bark at the Moon“
6. „Road to Nowhere“
7. „Shot in the Dark“
8. „Rat Salad“ (Black Sabbath)
9. „Iron Man“
10. „Fairies Wear Boots“(Black Sabbath”
11. „I don’t want to change the World”
12. „Crazy Train”
13. „Mama I’m coming Home” (Zugabe)
14. „Paranoid” (Black Sabbath, Zugabe)

Alles in allem kann man, wieder mal, nur sagen, dass das Sweden Rock Festival zu den ganz großen Europas gehört und sich jeder Bereits auf 2012 freut, wenn das Motto wieder lautet: “Fill your Head with Rock”. „Tack sa Mycket“ an alle Beteiligten und Organisatoren für ein Festival voller Spaß und geiler Musik, wir sehen uns nächstes Jahr!